Laudatio
Laudatio der Produzentin Regina Ziegler auf Juliane Lorenz anlässlich der Eröffnung von Filmplus am 22. November.
Meine
Damen und Herren,
liebe
Juliane,
für Juliane Lorenz hat ihr Leben mit dem Film eigentlich erst richtig angefangen im Jahr 1976. Als sich ihr Weg und der von Rainer Werner Fassbinder gekreuzt haben. Sie war damals 19. Rainer war 31. Man war sich über den Schnitt an dem Film Chinesisches Roulette näher bekommen.
Das war der Anfang einer großen beruflichen Karriere, auch wenn ich vorsichtig formulieren muss. Denn um welchen Beruf ging es da eigentlich?
Juliane Lorenz hat zwar ganz traditionell das Handwerk der Cutterin gelernt. Doch sie hat sich nie in der Tradition derer gesehen, die sich Schnittmeister oder Cutter nennen. Schneiden klang für sie wie zerstören. Was sie wollte, war das pure Gegenteil. Sie wollte etwas zusammenfügen, zusammensetzen. Sie wollte etwas montieren. Sie wollte eine jederzeit produktive, innovative Rolle beim Herstellen eines Films spielen. Also eher das, was in Amerika der editor ist, am liebsten das, was auf deutsch Monteur heißen könnte und mit Technik nur wenig zu tun hat, sondern eben mit der Phantasie von jemandem, der verschiedene Teile zu etwas Neuem zusammensetzt.
Da war es ein Segen, ein großes Glück für Juliane Lorenz, dass sie Fassbinder begegnet ist. Der ließ sie machen. Und sie hat gemacht. Der verließ sich auf sie. Und sie hat ihn nicht verlassen Sie hat ihren eigenen Stil entwickeln können. Und hat dann all die großen Filme des großen Autors und Regisseurs mitgemacht, im genauen Sinne des Wortes - dieses genialen Filme-Machers, der den Neuen deutschen Film zu seiner letzten Blüte geführt hat. Juliane war dabei von Bollwieser bis Querelle, bis zu Rainers Tod 1982. Sie hat dann bei einem ganz anderen, aber nicht weniger großen, mit Werner Schroeter, weiter montiert. Und sie würde heute noch montieren, wenn ihre Gründung der Fassbinder Foundation sie nicht voll mit Beschlag belegt hätte – ein Institut, das dafür steht, die Werke von Fassbinder zu erhalten und in Erinnerung zu behalten. Werke, die auch ihre Handschrift tragen.
Liebe Juliane, auch wir sind uns über Rainer begegnet und näher gekommen, damals, als er in der Matterhornstraße in Schlachtensee bei uns in der Küche wohnte. Ich habe deine Arbeit bewundert. Ich habe fasziniert die Zielstrebigkeit beobachtet, mit der du die Foundation gegen alle Widerstände aufgebaut und etabliert – oder soll ich sagen: montiert? – hast. Mich hat beeindruckt, wie es dir gelungen ist, große Tempel der Kultur wie das Centre Pompidou oder auch das MoMA in der 52. Straße in diese Mission einzuspannen. Ich weiß, wovon ich rede. Wenn ich auf deine Phantasie und deine Tatkraft schaue, würde es mich nicht wundern, wenn du bei der Jury dieses Preises durchdrückst den Preis in Zukunft umzubenennen, in: Geissendörfer-Preis – ja, für was? Ich schlage vor: nicht für die beste Montur, aber doch für die beste Montage.
Es ist mir
eine Ehre, dich für diese Arbeit loben zu dürfen.
Herzlichen
Glückwunsch.